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Alpendohle

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Alpendohle
Pyrrhocorax graculus 

Die Alpendohle gehört zur Gruppe der Rabenvögel und ist in Felsregionen und Hochgebirgen Süd-, Mittel- und Osteuropas bis in den Himalaya verbreitet. In der Schweiz brüten 11 000-21 000 Paare, was rund 20% der europäischen Population entspricht. Deshalb hat unser Land eine hohe Verantwortung für die Erhaltung der Art. In der Schweiz ist die Alpendohle geschützt und gilt als «nicht gefährdet». Der Bestand der Alpendohle in den Alpenländern schwankt zwar, gilt aber als stabil. 

Die Alpendohle ist ein geselliger Jahresvogel, der meist über der Waldgrenze in weitläufigen, freien Flächen in montaner und alpiner Umgebung lebt. Sie legt zwischen Schlaf- und Brutplätzen zu den Nahrungsgründen täglich oft mehrere Kilometer zurück. Im Winter, wenn in der Höhe die Nahrung fehlt, weicht sie auch in tiefere Lagen aus. Der Wintertourismus führt dazu, dass die Vögel auch im Winter in höheren Lagen bleiben, sind in dieser Jahreszeit aber vor allem in der Nähe von Skistationen und Bergrestaurants anzutreffen, wo sie das Angebot von menschlichen Nahrungsresten der Touristen anzieht. Die Alpendohle versteckt solche Nahrung oftmals in Felsspalten, zwischen Schotter oder unter Dachziegeln. Die «Nahrungsreserven» bedeckt sie oft mit Steinen, Flechten oder Holzstücken. Im Winter meiden sie schneebedeckte Flächen, die in der schneefreien Zeit als Nahrungsgebiet genutzt werden. Im Sommer bei Schlechtwettereinbrüchen tauchen die Alpendohlen oft bei Alphütten und Bergrestaurants auf, was Bergbauern als Vorboten für frühe Schneefälle deuten.

Bild: Michael Pixabay

Die Alpendohle kommt auch im Alpstein vor. Sie brütet dort vom Säntis bis zum Hohen Kasten. Immer wieder wird im März im östlichen Teil des Alpstein eine Ansammlung von 350 bis 400 Alpendohlen beobachtet. Es wird angenommen, dass sich die Alpendohlen aus der Umgebung ein Stelldichein geben. Auch im Alpstein wird beobachtet, wie sich im Winter bei schönem Wetter Alpendohlen im Bereich der Säntis Bergstation, um die Ebenalp und den Hohen Kasten aufhalten, wo sie menschliche Nahrungsreste finden oder durch Wintertouristen angefüttert werden.

Im Raum Appenzell wird oft auch beobachtet, wie Alpendohlen im Winter in der kalten Sitter gerne ein Bad nehmen. Nach dem Bad, wenn Schnee liegt, kriechen sie in den weichen Schnee und schütteln nachher das Wasser und Schneereste aus dem Federkleid. Die Alpendohlen leben wie die meisten Rabenvögel in langjährigen Partnerschaften. In der Schweiz wurde bei einer mit einem «Sempacher Ring» markierten Alpendohle ein Höchstalter von 23 Jahren und 4 Monaten nachgewiesen, doch ist dies eine wahre Ausnahme. Das Durchschnittsalter liegt bei 15 Jahren. Die Mortalität dürfte wie bei vielen Wildtieren im ersten Lebensjahr am höchsten sein. Die Alpendohle hat mit einem Gewicht von 180 - 270 Gramm und einer Spannweite von 65-74 cm die Grösse einer Taube. Sie trägt ein schwarzes Gefieder und hat einen auffälligen gelben Schnabel und rote Beine. 

Die Alpendohle ist uns als Berggänger als wahrer Flugakrobat bekannt, der je nach Aufregung verschiedene Rufe von sich gibt. Die Alpendohlen brüten einmal jährlich von Mai bis Ende Juli. Als Brutort bevorzugen sie Felsnischen, wo sie in 18-21 Tagen ein Gelege von 4-5 Eiern ausbrüten. Neben Felsnischen dienen auch menschliche Bauten als Brutplatz. Diese sollten vor Wind und Wetter schützen. Das am Brutplatz aus Ästen, Wurzeln und zähen Grashalmen errichtete Nest hat in der Mitte eine Vertiefung. Diese wird mit feinen Grashalmen, Federn und Haaren ausgekleidet. Die Jungvögel haben eine Nestlingsdauer von 31-38 Tagen bis sie ihre Flugfähigkeit erreichen, und werden hauptsächlich mit proteinreicher Nahrung versorgt. Ausgewachsene Alpendohlen haben wie die meisten Rabenvögel ein breites Nahrungsspektrum und verstehen es, diejenige Nahrung zu nutzen, die gerade leicht oder in grösserer Menge verfügbar ist. Im Sommer und Herbst sind dies hauptsächlich Insekten, Spinnen, Würmer, und kleine Wirbeltiere wie Eidechsen oder Amphibien. Im Herbst dominieren Früchte, Beeren und andere Pflanzenzteile wie Samen oder Knospen. Aas und Abfall werden vor allem im Winter genutzt.

Fressfeinde der Alpendohle sind Habicht, Uhu und Wanderfalke. Die grösste Gefahr geht jedoch vom Menschen und die mit seiner Aktivität einhergehenden Veränderungen wie Klimawandel und Lebensraumzerstörung aus.

Haben Sie Fragen zu anderen in unserer Region vorkommenden Vögeln, nutzen Sie die Homepage der Vogelwarte Sempach auf der alle in unserer Region lebenden Vögel und viele andere mehr im Detail beschrieben sind. www.vogelwarte.ch


Ich danke für Frau Dr. Schibli und Herrn Rey von der Vogelwarte Sempach für die fachliche Unterstützung bei der Verfassung dieses Artikels. 

Felix Eberhard

Kantonaler Hegeobmann Patentjägerverein Appenzell-Ausserrhoden
felixeberhard21@gmail.com  


Den gesamten Bericht als PDF-Version finden Sie ab Seite 18 hier:  Die Alpendohle Clubnachrichten 202301 SAC SAENTIS

Bild: xi Serge Pixabay

Bild:Susanne Jutzeler Pixabay